Der Journalclub der Deutschen Gesellschaft für Ayurveda (DGA) widmet sich aktuellen wissenschaftlichen Themen und Krankheitsbildern vom Standpunkt des Ayurveda aus. Aktuell berichten wir über wissenschaftliche Artikel im Zusammenhang von rheumatoider Arthritis und ayurvedischen Behandlungsansätzen, welche besprochen wurden.

Zunächst finden Sie eine Zusammenfassung einer Studie über multimodale ayurvedische Behandlung bei Amavata (rheumatoide Arthritis):

Studientitel:
An interventional study of multimodal Ayurveda treatment in Amavata (rheumatoid arthritis). Bhatt, C.J., Patel, M.M., Gupta, S.N., Patel, K.B. Journal of Indian System of Medicine, 8(4): 281-286, Okt–Dez 2020. | DOI: 10.4103/JISM.JISM_75_20

Studienziel:
Untersuchung der Wirksamkeit eines multimodalen ayurvedischen Behandlungsansatzes zur Verbesserung der Symptome bei Patienten mit rheumatoider Arthritis über einen Zeitraum von 1 Monat.

Studienaufbau:
• Design: Einarmige Beobachtungsstudie mit 30 Patienten, die sowohl ambulant als auch stationär behandelt wurden.
• Behandlungsansatz:
– Pippali Treppenkur für 13 Tage.
– Schwitzkastenanwendungen (Svedana) bis zu 30 Tage.
– Virechana nach 2 Wochen.
– Ergänzende Einläufe (Bastis) und Phytotherapeutika (u.a. Guggulu, Ashvagandha, Guduchi und Ingwer-Dekokte).
– Strenge vegane Diät für hospitalisierte Patienten
• Outcomeparameter:
– Symptomscores
– Blutsenkungsreaktion (BSR)

Ergebnisse:
• Symptomverbesserung: Deutliche Verbesserung der Symptomscores und der BSR-Werte: Vor der Behandlung 58.9 mm/h, nach der Behandlung 36.5 mm/h.
• Diät: Hospitalisierte Patienten hielten sich an eine vegane Diät, was möglicherweise zur Verbesserung beitrug.

Limitationen der Studie:
• Keine Verwendung der spezifischen EULAR-Diagnosekriterien, was die Einschlusskriterien für andere Arthritisformen offen lässt.
• Geringe Skalierung der Symptomscores (0-4 Punkte) und fehlende Angaben zur Standardabweichung.
• Unzureichende Angaben zur Verteilung von ambulanten vs. stationären Patienten und deren Ernährung.

Fazit:
Die Studie zeigt eine signifikante Verbesserung der Symptome und der BSR-Werte durch die ayurvedische Behandlung, weist jedoch auf die Notwendigkeit größerer, methodisch fundierterer Studien hin, die internationale Diagnose- und Symptomkriterien berücksichtigen. Langwierige und komplexe Behandlungabläufe wie in der Studie aufgeführt (bis zu 30 Tage stationärer Aufenthalt mit vielen unterschiedlichen Therapieverfahren) sind in westlichen Kliniken kaum umsetzbar (Kostenfaktor! Limitierte Angebote). Ein weiterer Diskussionspunkt stellt die die Pippali-Treppenkur dar, welche bei ausgeprägten Pitta-Störungen mit Vorsicht angewendet werden sollte.

 

Im weiteren finden Sie eine Zusammenfassung der Studie von Häupl et al. über die Wirkung von intestinaler Mikrobiota und Fasten auf rheumatoide Arthritis (RA):

Studientitel:
Intestinal Microbiota Reduction Followed by Fasting Discloses Microbial Triggering of Inflammation in Rheumatoid Arthritis. Häupl T, Sörensen T, Smiljanovic B, et al. J Clin Med. 2023;12(13):4359. Published 2023 Jun 28. doi:10.3390/jcm12134359

Studienziel:
Die Studie untersuchte, wie eine Reduktion der intestinalen Mikrobiota durch Fasten die Entzündungsaktivität bei Patienten mit rheumatoider Arthritis beeinflusst.

Studiendesign:
Es handelt sich um eine randomisierte Studie mit 20 hospitalisierten RA-Patienten und 10 Kontrollpersonen mit metabolischem Syndrom. Die Patienten unterzogen sich einer Abführmaßnahme, fasteten 7 Tage mit einer Kalorienzufuhr von ≤250 kcal pro Tag und erhielten alle zwei Tage Einläufe. Probeentnahme/Messzeitpunkte wurden zu Beginn, während und nach dem Fasten durchgeführt.

Primäre Endpunkte:
• Klinische Krankheitsaktivität (Indices: DAS28, SDAI)

Sekundäre Endpunkte:
• Immunologische Marker (BSR, CRP, IL-6, Zonulin)
• Mikrobiomanalysen.

Ergebnisse:
• Klinische Verbesserung: Fasten führte bei RA-Patienten zu einer signifikanten Reduktion der Krankheitsaktivität, insbesondere drei Tage nach Fastenbrechen (p<0,0001). Die Wirkung des Fastens hielt mindestens drei Monate an, besonders bei fortgesetzter pflanzenbasierter Ernährung.
• Immunologische Marker: Es fand sich ein Anstieg der natürlichen Killerzellen sowie eine Reduktion von Eosinophilen und Lymphozyten im Blut. IL-6 und Zonulin sanken signifikant, was auf eine Verbesserung der mukosalen Barriere hinweist.
• Mikrobiota-Veränderungen: Die Stämme Actinobacteria und Firmicutes nahmen ab, während Bacteroides und Proteobakterien zunahmen. Dies deutet auf einen Shift zu allgemeineren mikrobiellen Arten hin.
• Nebeneffekte: Cholesterinwerte sanken in beiden Gruppen

Diskussion:
• Fasten führte zu einer raschen klinischen Verbesserung bei Patienten mit aktiver rheumatoider Arthritis. Eine Reduktion der Mikrobiota war mit einem Rückgang der entzündlichen Aktivität und klinischen Verbesserung verbunden. Die Studie kann Aufschluss darüber geben, wie Fasten auf Gelenkssentzündungen und Mikrobiom wirken.
• Die vorliegende Studie wurde mit Kalorienrestriktion (gemäß Heilfasten) durchgeführt, und stellt kein eigentliches ayurvedisches Fasten dar, welches meist keine strikte Kalorienrestriktion wie in der genannten Studie beeinhaltet. Außerdem werden im Ayurveda konstitutionsspezifische Ernährungsempfehlungen sowie in der Regel der Verzicht auf Nachtschattengewächsen berücksichtigt.

Fazit:
Therapeutisches Fasten kann klinische Verbesserungen bei RA-Patienten bewirken, indem es die intestinale Mikrobiota verändert und entzündliche Marker reduziert. Es wird empfohlen, nach dem Fasten eine pflanzenbasierte oder entzündungshemmende Ernährung fortzuführen, um einen anhaltenden Effekt zu erzielen.

 

 

Empfehlungen für die ayurvedische Praxis:
Derzeit werden keine ayurvedische Therapien in den ärztlichen Leitlinien als Behandlungsmethode empfohlen, da die aktuelle Datenlage nicht ausreichend ist.
Die ayurvedischen Verfahren, insbesondere Panchakarma und die darin enthaltene Fastentherapie als eine wichtige Behandlungssäule, scheinen jedoch einen vielversprechenden positiven Ansatz in der Begleitbehandlung darzustellen.

 

 

Wir laden Sie herzlich ein, bei Besprechungen wissenschaftlicher Artikel in unserem Journalclub mitzudiskutieren. Bei Interesse schreiben Sie bitte eine Email an info@ayurveda-gesellschaft.de. Sie werden dann von uns bezüglich der nächsten Online-Treffen informiert.